Bandverletzungen

Klassifikation

Zur Festlegung des Therapieregimes muss in akute, chronische und second stage-Verletzungen unterschieden werden. Als second stage-Verletzungen werden akute Rupturen nach ausgeheilter zurückliegender Bandruptur bezeichnet. Diese imponieren klinisch wie erstmalige Bandrupturen, radiologisch finden sich meist Zeichen einer abgelaufenen Verletzung wie Ossifikationen im Bandverlauf (vor allem subfibular, aber auch im Lig. deltoideum). Es genügt jedoch auch die zuverlässige Anamnese.

Der Grad der Instabilität wird nach Zwipp anhand klinischer und radiologischer Kriterien eingeteilt wobei zum Vergleich immer die Gegenseite klinisch untersucht werden muss.

Laterale Aufklappbarkeit, vordere Schublade klinisch

Taluskippung radiologisch (°)

Talusvorschub radiologisch (mm)

1+

5-9

5-7

2+

10-15

8-10

3+

16-30

>10

Graduierung der anterolateralen Rotationsinstabilität (ALRI) des OSG bei fibularer Bandruptur nach Zwipp. Abkürzungen: TK=Taluskippung, TV=Talusvorschub. Bei einer Taluskippung >30° liegt eine Luxatio pedis supinatoria vor.

Die radiologische Graduierung der Instabilität ist insbesondere für die Unterscheidung zwischen second stage-Verletzung und chronischer Instabilität sinnvoll. Sie dient darüber hinaus zur Objektivierung der Instabilität bei versicherungsrechtlich relevanten Unfällen sowie der Differenzierung zwischen habitueller und chronischer mechanischer Instabilität im Zweifelsfalle, wozu jedoch beidseitige Aufnahmen erforderlich sind. Eine direkte therapeutische Konsequenz für die akute Bandruptur lässt sich aus der Klassifikation allein nicht ableiten.

Die im englischen Sprachraum verbreitete Einteilung unterscheidet in 3 Schweregrade:

Grad

Engl. Bezeichnung

Morphologisches Korrelat

Grad I

sprain

Mikroskopische Ruptur

Grad II

partial rupture

Partialruptur

Grad III

complete rupture

Komplettruptur

Diese Einteilung ist für den klinischen Alltag weniger gut geeignet und hat ebenfalls keine therapeutischen oder prognostischen Konsequenzen.