Achillessehne

Exzentrisches Krafttraining und Stretching reduziert den erhöhten kapillären Blutfluss bei Insertions- und mid-portion Tendinopathie der Achillessehne

Veränderungen der Mikrozirkulation im Falle der Insertions- und mid-portion Tendinopathie der Achillessehne sind beschrieben. Die pathologische Neovaskularisation der erkrankten Sehne geht mit einem pathologisch erhöhtem Kapillarfluss bzw. mit feinsten Neogefäßen einher. Die Frage dieser Studie lautet: Kann ein exzentrisches Krafttraining bzw. Stretching Parameter der Mikrozirkulation der Achillessehne bei Insertions- und mid-portion Tendinopathie gegenüber einer Kontrollgruppe verändern?

Material und Methoden

61 Teilnehmer (11 insertional, 9 mid-portion als chronische, >8 Wochen Tendinopathie) wurden in diese prospektive randomisierte Studie eingeschlossen. Die Untersuchung erfolgte mit einem Laser Doppler Spektrophotometriesystem (Oxygen-to-see, LEA Medizintechnik, Giessen) nicht-invasiv in Echtzeit an 12 tendinösen und paratendinösen Positionen an beiden Beinen in zwei Gewebetiefen im Abstand von 12 Wochen. Es erfolgte die Erfassung des kapillären Blutflußes, der Gewebesauerstoffsättigung (SO2%) und der postkapillären venösen Füllungsdrücke (rHb). Vier Gruppen wurden randomisiert: Kontrollgruppe (A, n=16), exzentrisches Krafttraining (B, täglich 4x15 Wiederholungen über 12 Wochen, n=15), Stretching (C, täglich 4x15 Wiederholungen über 12 Wochen, n=15), und eine Kombination von exzentrischem Krafttraining und Stretching (D, n=15).

Ergebnisse

Ein 12 wöchiges tägliches selbstständig durchgeführtes Training fürht zu signifikanten Veränderungen der tendinösen und paratendinösen Mikrozirkulation (Gruppen B/C/D vs. Kontrollgruppe A). Die Kombination von exzentrischem Krafttraining und Stretching (D) senkt signifkant den oberflächlichen kapillären Blutfluß am Sehnenansatz (D: 32±24 vs. 14±6, -56%, p<0.05) als auch im distalen und proximalen mid-portion Bereich(D: 35±22 vs. 22±10, -27% and 34±19 vs. 20±10, -41%, p<0.05), was signifikant dem Stretching (C) bzw. exzentrischem Krafttraining allein überlegen war (B). Der tendinöse Kapillarfluß an der asymptomatischen Seite wurde bis zu -45% reduziert. Es fanden sich keine Veränderungen des postkapillären venösen Blutflusses, die im Falle einer Erhöhung eine kapillarvenöse Kongestion im Sinne eines gestörten Abstroms anzeigen würde nach der Trainingsintervention gegenüber der Kontrollgruppe. Weiterhin schließt diese Beobachtung die kapillarvenöse Thrombose als Ursache des reduzierten Kapillarflusses aus. Veränderungen des lokalen Sauerstoffgehalts wurden ebenfalls nicht nach Trainingsintervention beobachtet. Der Schmerz auf einer visuellen Analogskala (0/10) wurde um -44% (3.4±3 auf 1.9±2.2, n.s.) bei der Insertionstendinopathie und ebenfalls um -44% in der mid-portion Tendinopathiegruppe reduziert (4.0±3 auf 2.3±2.4, p=0.026).

Schlussfolgerungen

Ein kombiniertes exzentrisches Krafttraining und Stretching, täglich über 12 Wochen durchgeführt, reduziert den pathologisch erhöhten kapillären Blutfluss in Insertions- & mid-portion Tendinpathie der Achillessehne um bis zu 50%, was mit reduziertem Schmerz auf der VAS um -44% einhergeht. Der Kapillarfluß ist über weite Strecken der Achillessehne nicht nur am Ort des Schmerzes als auch an der asymptomatischen Gegenseite reduziert. Eine kapillärvenöse Thrombose wird bei unveränderten postkapillären venösen Füllungsdrücken als Mechanismus ausgeschlossen, der lokale Sauerstoffgehalt als metabolisches Korrelat wird durch Training nicht verändert.